ORF - Lange Nacht der Museen
4. Oktober 2025 18:00 - 24:00
Wiener Phonomuseum Mollardgasse 8/2/16 1060 Wien
Speichermusik
Eine Hommage an Musik für Lochstreifen, Walzen, Scheiben, Bänder und digitale Speicher
Was können digitale Sampler gemeinsam mit einem Edison- Phonograph hervorbringen? Könnten sich Turntablist:innen an mechanischen Grammophonen abarbeiten? Was für Gegenwartsliteratur lässt sich aus historischen Eigenaufnahmen auf Wachswalzen kreieren?
Der Großteil der rund 300 Exponate im Phonomuseum Wien kann in Betrieb genommen werden. In dieser Kooperation zwischen IMA Institut für Medienarchäologie mit dem Phonomuseum Wien und der Veranstaltungsreihe Der Blöde Dritte Mittwoch werden historische Klangspeicher aktiviert und mit aktuellen Methoden wie Sampling, Turntablism und DIY-Kultur kombiniert.
Eine Kooperation von IMA Institut für Medienarchäologie mit dem Phonomuseum Wien und DerBlödeDritteMittwoch#151
Kuratiert von Tamara Wilhelm (IMA) und Anat Stainberg / Arnold Haberl aka noid (DBDM)
Mit Paul Gründorfer, Kurt Krapfenbauer, Yann Leguay, Pi Leitner, Andrea Salzmann/Rozina Pátkai, Marie Vermont, JD Zazie
Programm
18:00 Uhr Führung mit Kurt Krapfenbauer Mechanische Musikinstrumente
18:30 Uhr Performative Intervention mit Andrea Salzmann und Rozina Pátkai Phono ist eine Stimme
Die Künstlerinnen untersuchen die einzige erhaltene Sprachaufnahme der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die 1904 auf einem Wachszylinder aufgenommen und 2012 wiederentdeckt wurde. Das verzerrte und fragile Fragment resoniert als Klangartefakt und konzeptuelle Grundlage. Indem sie diese Aufnahme aus der Vergangenheit mittels elektronischer Radiowellen aktivieren, suchen die Performerinnen nach Klangspuren, die nach wie vor relevant sind. Der Aufruf aus Bertha von Suttners Bestseller Die Waffen nieder! hat nichts von seiner Relevanz verloren. Politische Anklänge aus dem Buch und ihren Reden tauchen als akustische Erinnerung wieder auf, verwoben mit aktuellen Nachrichten und poetischen Texte.
19:00 Uhr Konzert mit Marie Vermont
Marie Vermont kombiniert elektronische, nicht programmierbare analoge Geräte mit Kassetten und Tonband, Elektroakustik, Kabeln und Mischpulten im Kontext der Improvisation. Sie arbeitet häufig mit visuellen Transkriptionen von Geräuschen und Fieldrecordings und verwendet diese grafische Partituren für die spätere Produktion. Die Verwendung von Kassetten, Tonbändern und Mischpulten ist ein wichtiger Teil bei Live-Performances sowie für Kompositionen und Kommunikation zwischen den Instrumenten. Die Kassette als Medium zur Aufnahme und Vervielfältigung von Musik ist eine Konstante in der Arbeit von Marie Vermont, auch als Improvisationsmethode, um andere gängige Geräte zu umgehen.
19:45 Uhr Führung mit Kurt Krapfenbauer Phonographen
20:10 Uhr Konzert mit Philip Leitner Multidimensionale Geschichten
Für die lange Nacht der Museen im Phonomuseum erarbeitet Philip Leitner ein Musikstück, das die historischen Klangspeicher im Museum den Möglichkeiten des Live - Samplings gegenüberstellt. Sein selbst entwickeltes und programmiertes Instrumentarium erlaubt ihm vielfältige Manipulationen von Klangmaterial in Echtzeit - eine klanglich eindrucksvolle Fortführung des experimentellen musikalischen Einsatzes von Tonträgern.
20:45 Uhr Präsentation der interaktiven Installation von Paul Gründorfer Plapper-la-papp
Plapper-la-papp ist eine onomatopoetische Hommage an den Phonograph, die ersten Automaten für die Stimm- und Klangaufzeichnung. Die Phonographen aus der Sammlung des Phonomuseums Wien wurden als Startpunkt aufgegriffen, um den Prozessen des Aufnehmens und Abspielens und der Wiedergabe vokaler Fragmente nachzugehen. Die Arbeit untersucht wie Signale im Raum des digitalen soundprocessings manipuliert und im real akustischen Raum wieder zu wahrnehmbaren Ereignissen werden. Plapper-la-papp ist ein aufmerksamkeitserregender Automat, der Stimmfragmente, oder wesentliche Klanginformationen verarbeitet, erzeugt und gelegentlich ein unterhaltendes Eigenleben entwickelt. Inmitten der Phonographen Sammlung, will er nicht primär als Unruhestifter auftreten, sondern versucht ähnlich den ersten Modellen Sprachfragmente und wesentliche Informationen wiederzugeben um so mit den Besucher:innen in Interaktion zu treten.
21:00 Uhr Führung mit Kurt Krapfenbauer Historische Nachrichtentechnik
21:30 Uhr Performance mit Yann Leguay
7 Haikus für einen Plattenspieler ist eine Performance, in der ich versuche, die Geschichte meiner Entdeckungen, die ich im Laufe der Jahre bei meiner Arbeit mit Schallplatten gemacht habe, zu verdichten, aber auch die Beziehung, die wir zu Musik und Klang haben, zu verändern, indem ich die Gewohnheit vom konventionellen Konzert hin zu Situationen mit musikalischen Objekten verlagere. Die Performance oszilliert auf subtile und spielerische Weise zwischen alten Techniken und neuen Technologien des Auslesens einer Vinylplatte. 7 Haikus für einen Plattenspieler gliedert sich in 7 verschiedene Teile, die jeweils einen eigenen Titel haben und als Objektgedicht fungieren, in dem die Elemente progressiv angeordnet sind, um nicht ohne einen gewissen Humor eine metaphorische Bedeutung zu schaffen.
• Baugenehmigung
• Zaventem wird nicht passieren
• Ist das System solar?
• Verkleinerte Realität
• Ein Versuch, die Rotation der Erde aufzuheben
• Die Smaragdtafel
• Die neuen Ruralen
22:15 Uhr Konzert mit JD Zazie Tagadà
Ausgehend von der Installation Disco Rotto, die sich mit verbreiteten festgefahrenen Vorstellungen zur Praxis des experimentellen Turntablism beschäftigt, entwickelt JD Zazie ein Solostück für Turntables. Inmitten der technischen Vorfahren werden Plattenspieler noch weiter gefasst, neben den Klängen geht es um stetige Erweiterung der experimentellen Möglichkeiten, von kreisenden Tonträgern zu zirkulierenden Vorstellungen.
 
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